Dies ist meine Geschichte über mein verlorenes Auge

 
 

Meine Mutter hatte eine erblich bedingte, aber nicht erkannte Netzhautschwäche. Die hieraus zu erfolgende Operation brachte nichts, 1 Auge ging verloren. Das andere Auge wurde in einer damals neuen Methode der Netzhautstabilisierung "gerettet", es bestand noch eine Sehstärke von <5% - immerhin.

Der damalige begleitende Augenarzt erkannte die erbliche Situation und bestellte mich (Sohn) zu einer eingehenden Untersuchung ein. BINGO ! Auch ich hatte erblich bedingt eine Netzhautschwäche. Diese Riss- oder Lochbildung konnte durch eine mehrmalige Laserbehandlung behoben werden. Eine jährliche Kontrolle bei diesem Arzt bestätigte dieses -gute- Ergebnis. Insofern eine positive Situation.

Der Arzt beendete seine Praxistätigkeit, ein anderer Arzt wurde durch eine  Empfehlung meines Hausarztes hinzugezogen. Dieser übernahm die jährliche Kontrolle.

Diese Kontrolle gab auch in einem Zeitraum von 10 Jahren keinen Anlass zur Sorge in irgendeiner Art, die Netzhaut blieb stabil, es gab keine Zeichen einer Störung
("Blitze" "Rußflocken").

Im Laufe der Jahre kam es -altersbedingt- zur Bildung des grauen Stars (Katarakt) am Auge rechts. Eine OP wurde zunächst empfohlen, aber hinausgeschoben.

Im Jahre 2010 wurde dann diese OP durchgeführt. Der Arzt hat hier fast ein wenig gedrängt ("wir machen das jetzt"), ein Fehler wie sich später herausstellte. Natürlich habe ich anschließend besser & klarer gesehen, die Katarakt-OP als solche ist ja im Regelfall eine feine Sache.

Im Jahre 2012 kam es dann zu einer massiven Ablösung, die als solche von mir auch erkannt wurde. Ich wandte mich (Samstag) an den augenärztlichen Notdienst. Der/die an diesem Tag dienst-tätige Arzt/Ärztin erkannte das Problem leider nicht im vollem Umfang und gab "grünes Licht". Kein Anlass zur Sorge, ich sollte mich dann in 4 Wochen wieder bei meinem Augenarzt zur Kontrolle melden.

Weitere Maßnahmen wurden nicht empfohlen. Damit hatte ich den (trügerischen) Eindruck : alles ist in guter Ordnung.

Eine Untersuchung beim Stamm-Augenarzt nach ca 14 Tagen ergab die Diagnose der Ablösung, danach erfolgte die 1. und vier weitere OP bei einem renommierten Operateur an der naheliegenden Uniklinik.
 
Trotz aller Maßnahmen und der intensiven Bemühung an dieser Klinik konnte das Auge nicht gerettet werden, ich habe noch eine Sehstärke von <2%, also blind und damit "einäugig".

Im Nachgang versucht man logischerweise die Sache aufzuarbeiten, man liest sich ein und holt Meinungen heran .
 

Mein persönliches Resümee diesen ganzen Tragik
 
 

in jedem Fall, auch wenn man "gut sieht", 1* pro Jahr eine intensive Augenkontrolle durchführen lassen
 
Bei einer vorliegenden Netzhautschwäche sofort handeln, mehrfache Untersuchungen einleiten, immer einen 2 Arzt hinzuziehen, ggf. Chefärzte, hierbei nicht auf Kosten achten

Bei einer gegebenen Netzhautschwäche keine Katarakt-OP durchführen lassen. Auf der Internet-Seite meines Katarakt-Operateurs steht sinngemäß, dass man keine OP durchführen sollte, wenn eine Netzhautschwäche vorliegt. Auch andere zu Rate gezogene Augenärzte haben mir das bestätigt

Bei einer vorliegenden oder vermuteten Ablösung sich nicht auf eine vage Aussage eines Arztes verlassen, sondern sofort und unverzüglich in ein Kompetenz Zentrum oder Uniklinik fahren. Nicht abwarten ! Dort gibt es 24/7 Dienstbereitschaft. Keine Kosten oder Mühen scheuen, es besteht "Gefahr in Verzug"

 

Ein von mir initiierter Rechtsweg blieb ohne Ergebnis. Die Ärzte können sich darauf verlassen, verschont zu werden.

Der/die Notdienst Arzt/Ärztin wurde zur Zahlung eines nahezu lächerlichen Betrags "verdonnert", der ohnehin von der entsprechenden Haftpflicht-Versicherung übernommen wurde. Das Gericht konnte offensichtlich nicht anders entscheiden, da es eine BGH Entscheidung gibt, siehe auch https://openjur.de/u/189036.html

Die Haftungsfrage des Katarakt-Operateurs wurde überhaupt nicht verhandelt und komplett  fallengelassen.


Dieser Erfahrungsbericht ist meine ganz persönliche Ansicht der Dinge. Es wurden keine Namen genannt. Mir selbst muss ich den Vorwurf machen, dass ich den beteiligten Ärzten/Ärztinnen gegenüber zu gutgläubig war. Auch hätte ich vor der Katarakt-OP ein wenig googeln sollen? Aber wer vertraut seinem Arzt nicht, wenn man dort langjährig Patient ist.